Von Martin Luckmann
Im Oktober 2023 habe ich die Community of Ki gegründet – damals noch unter dem Namen MachineLearning4LivingMinds. Ich hatte den Eindruck, die fulminante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz sei eine Revolution in der Nutzung von Wissen und Daten. Und wie schon bei der Agilen Softwareentwicklung hielt ich den KI-Schub für zu schade, um das Feld „nur“ der Technik zu überlassen. Denn es sind viele Richtungen, von denen aus der Blick auf die KI gerichtet ist:
- die Mathematik und Statistik mit den Grundlagen für Neuronale Netze und Modellen für Maschinelles Lernen,
- die Psychologie mit ihrer Tradition, Intelligenz, Emotion und Intuition zu definieren,
- die Kognitiven und Neurowissenschaften und ihr Blick auf unser Gehirn und seine Funktionen,
- die Medienwissenschaften und Künste mit ihren vielfältigen Ausdrucks- und Darstellungsformen und den scheinbar unendlichen Möglichkeiten für die Gestaltung und Bearbeitung von Bildern und Videos,
- die Rechtswissenschaft mit ihrer Beschäftigung mit geistiger Urheberschaft und deren Vermarktung,
- die Linguistik und Sprachwissenschaften mit Grammatik, Semantik und Kontext und ihrem Beitrag zum Natural Language Processsing,
- die Ingenieurwissenschaften mit Sensorik und Aktorik und ihrer Vorstellung von Autonomie,
- die Informatik mit ihren Datenstrukturen und Architekturen sowie den Algorithmen zur Mustererkennung und Entscheidungsfindung,
- die Wirtschaftwissenschaften mit Geschäftsmodellen, Produktivität, Prozessen und Organisation,
- die Sozialwissenschaften, die das Zusammenspiel von Menschlicher und Künstlicher Intelligenz im Fokus haben,
- die Philosophie und Ethik mit Ihren Begriffen von Bewusstsein und Verantwortung,
- Schliesslich natürlich auch die grundlegende Technik, ohne deren Bearbeitungs- und Speicherkapazitäten genauso wie deren immense Geldmengen das Ganze gar nicht funktionieren würde.
Deswegen war mir wichtig, eine Gruppe zu gründen, deren Mitglieder sich auch aus ganz verschiedenen Anwendungsrichtungen der Künstlichen Intelligenz zuwenden: Sprache, Grafik, Bilder, Videos, Kunst, Musik etc.
Wir sind auf dem Weg von Verstehen, Erkenntnis und Anwendung bisher in die Tiefen von Statistik eingetaucht, haben uns mit Compliance und Urheberschaft auseinandergesetzt und uns gegenseitig vorgestellt, wie wir persönlich mit der KI arbeiten.
Dabei herausgekommen sind neben gemeinsamer Erkenntnis und persönlicher Klugheit auch konkrete Anwendungen. So haben wir einen Prompting-Leitfaden zusammengestellt und unseren ersten Use Case entwickelt. Mit seiner Hilfe führt die von uns angeleitete KI Experteninterviews mithilfe sozialwissenschaftlicher Methoden durch und stellt das gewonnene Wissen zur Verfügung. Sie befragt Projektmitarbeiter am Ende eines Projekts oder die Experten eines Unternehmens vor deren Renteneintritt nach deren Erfahrungen, reichert diese mit den verfügbaren dokumentierten Daten an und stellt den gesamten Wissens- und Datenkomplex Nachfolgern zur Verfügung.
Für mich als Sozialwissenschaftler ist die KI deswegen eine Revolution, weil jedefrau oder jedermann quasi barrierefrei mit ihr interagieren und Informationen bzw. Lösungen abfragen kann. Wie wir es schon beim Navigationssystem im Auto haben lernen können, bugsiert uns die KI unvoreingenommen, vorbehaltlos, vorurteilslos, ungenervt durch den Informationsverkehr. Dazu brauchen wir keinen Softwareentwickler und keinen, der uns über die Schulter schaut und die Nase rümpft.
